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Kooperation in der Kita gestalten und fördern
Wie lernen wir Gemeinsamkeit?
Zusammen mit anderen etwas zu tun, ist immer schöner als allein. Gemeinsam etwas gestalten bringt jedoch auch viele Herausforderungen mit sich. Spielideen, Absprachen, Prozesse, Positionen müssen zunächst zum Ausdruck gebracht und ausgehandelt werden. Dies erfordert vielfältige individuelle Kompetenzen und Kompetenzen im sozialen Kontext wie z. B. Kommunikation- und Konfliktfähigkeit, kognitive Fähigkeiten, lösungsorientiertes Denken, werteorientiertes Handeln und die Fähigkeit miteinander zu kooperieren. Kinder bringen sehr natürliche Veranlagungen und Fähigkeiten zur Kooperation mit auf diese Welt. Der Mensch entwickelt sich vom „ICH“ über das „DU“ zum „WIR“. Bevor aber ein Kind sich als eigenständiges Wesen versteht und sein „ICH“ entdeckt, ist es „WIR“ – in Bindung und Beziehung mit seiner Familie, anderen Kindern, seiner Umwelt. Sein Selbstkonzept entwickelt der Mensch in Interaktion mit anderen, nimmt sich selbst wahr, fühlt sich selbstwirksam in der Auseinandersetzung mit anderen. Das WIR ist also natürlich und elementar für uns Menschen. Wir entscheiden uns in der Regel lieber für Zusammenarbeit und Kooperation und nur in Ausnahmefällen für Konkurrenz und Kampf. Allerdings werden Kindern, durch die ständige Gegenwart von Konkurrenzdenken, Wettkampf, Bewertung und das „Sich-Behaupten-Müssen“ diese natürlichen Fähigkeiten abtrainiert.
Kooperationsfähigkeit - eine wichtige Kompetenz für das Miteinander
Ubuntu (eine südafrikanische Philosophie der Menschlichkeit- „Ich bin, weil wir sind/Ich bin, weil Ihr seid“-. Das Wort Ubuntu kommt aus den Bantusprachen der Zulu und der Xhosa und bedeutet in etwa „Menschlichkeit“, „Nächstenliebe“ und „Gemeinsinn“ sowie die Erfahrung und das Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist):
Dazu hier, eine kurze und, wie ich finde, sehr schöne Geschichte: Ein Anthropologe hat den Kindern eines afrikanischen Stammes ein Spiel angeboten. Er legte einen Korb voll mit Früchten in der Nähe eines Baumes ab und sagte: „Wer den Baum zuerst erreicht, dem gehört der Obstkorb allein.“ Die Kinder liefen gemütlich Hand in Hand zu dem Baum, setzten sich in Ruhe hin und begannen die Früchte untereinander aufzuteilen und mit großer Freude und lautem Lachen zu essen. Der Anthropologe fragte die Kinder: „Jeder hätte den ganzen Korb für sich alleine haben können, warum seid ihr nicht gerannt?“ Sie blickten ihn erstaunt an und antworteten: „Ubuntu - wie kann einer von uns glücklich sein, wenn der andere elendig sind?“
Schauen Sie einmal in Ihren pädagogischen Alltag und denken an Ihre Kindergruppe: Wie würden Ihre Kinder reagieren? Würden sie einen Wettkampf aus dieser Situation machen? Würden die Sieger den „Gewinn“ verteilen? Oder würden sie wie beschrieben, selbstverständlich gemeinsam das Obst genießen? Im pädagogischen Kontext stellen sich hier spannende konzeptionelle Fragen, Schwerpunkte in der Gestaltung des Alltags und des Miteinanders und der Rolle der pädagogischen Fachkräfte. Welche Bedeutung hat dies für unsere Rolle als Vorbild? Was wollen wir unseren Kindern mitgeben?
Gemeinschaft & Kooperation in der Kita erleben
Die Kita ist der perfekte Ort, um Gemeinschaft zu erfahren und Kooperationsfähigkeiten täglich weiterzuentwickeln. Gemeinschaft erleben, sich in die Gemeinschaft einbringen, achtsam mit den eigenen aber auch mit den Bedürfnissen der anderen sein und Aushandlungsprozesse zu gestalten, schafft gleichzeitig auch ein Verständnis für globale Zusammenhänge. Kitas sind bunt und wir erleben täglich im respektvollen Miteinander, wie verschieden wir sind und wie wertvoll diese Diversität ist. Kooperation ist die Voraussetzung für die Bewältigung von Herausforderungen und Gestaltung von kreativen Lösungen und Prozessen. Für die Zukunft unserer Kinder wird es zunehmend wichtiger sein, zu verstehen, dass sie selbst Teil eines Ganzen sind und Kooperation als Voraussetzung für eine reichere und nachhaltige Entwicklung ist.
Diese Kompetenzen entwickeln Kinder am besten im Alltag und im Spiel. Entscheidend ist die Gestaltung des Umfelds, in dem Kinder diese Fähigkeiten erfahren, erproben und weiterentwickeln. Das freie Spiel mit Gleichaltrigen und Erwachsenen ohne Konkurrenzdenken, Wettkampf, Bewertung, Verurteilung und „Sich-Behaupten-Müssen“ ist das ideale Lernfeld dafür.
Ich wünsche gemeinsam viel Spaß.
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Für die Zukunft unserer Kinder wird es zunehmend wichtiger sein, zu verstehen, dass sie selbst teil eines ganzen sind und Kooperation als Voraussetzung für eine reichere und nachhaltige Entwicklung ist.
Über die Autorin:
Peggy Sarnowsky-Bresnik, freiberufliche Referentin mit den Schwerpunkten Bildung und Erziehung der frühen Kindheit und Kitamanagement sowie Coach für Einzelpersonen und Teams.
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