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Zeig mir, was du fühlst: Emotionale Entwicklung bei Kindern

In der Welt von Kindern finden fast täglich viele erste Male, voller spannender Erfahrungen und prägender Erlebnisse statt. Diese vielen neuen Eindrücke und Erfahrungen bringen ein breites Spektrum an Emotionen mit sich. Kinder stehen diesen meist unvorbereitet gegenüber. Die große Intensität, mit der Kinder diese Momente von Emotionalität erleben, erstaunen – ja verunsichern – Erwachsene oft und erschweren es manchmal, sich in das Erleben von Kindern hineinzuversetzen.


Gefühle sind nicht gleich Emotionen

Obwohl wir alle fühlen und glauben zu wissen, was Gefühle und Emotionen sind, fehlen oft die richtigen Worte, um diese Begriffe zu beschreiben. Emotionen haben eine andere Qualität als Gefühle. Bei dem Begriff Gefühle geht es um die subjektive Wahrnehmung eines Menschen. Emotionen können wir eher als Wahrnehmungsqualität verstehen. Wenn wir z.B. Freude empfinden, fühlen wir uns gut, ein Gefühl. Der Anlass dafür kann die Begegnung mit einem mir lieben Menschen (eigene Bewertung) sein. Ein warmes „Gefühl“ oder ein Kribbeln ist die körperliche Reaktion darauf, dass mit einem strahlenden Lächeln, dem Emotionsausdruck, ausgedrückt wird. [vgl. Friedlmeier/ Holodynski 1999].

Emotionen wirken sich auf unser Leben aus, indem sie unser Handeln motivieren, unseren Gefühlsausdruck steuern, die Interaktionen regulieren und unser Denken beeinflussen. Es ist also wichtig, die emotionale Entwicklung eines Kindes von Geburt an zu beobachten und das Kind bei diesen wichtigen Entwicklungsschritten zu unterstützen. Auch die kognitive, soziale und sprachliche Entwicklung hängt eng mit der emotionalen Entwicklung zusammen. [vgl. Kindergarten heute 2004, S. 31 ff.].

 

Emotionales Lernen beginnt in den ersten Lebensmomenten und setzt sich ein Leben lang fort

Die Schritte emotionaler Entwicklung vollziehen sich am deutlichsten in den ersten sechs Lebensjahren und umfassen den nonverbalen und verbalen Emotionsausdruck, das Emotionswissen (das Wissen über Auslöser bestimmter Emotionen bei sich und anderen) und die Emotionsregulation (innere und äußere Strategien im Umgang mit Emotionen). Diese Bereiche entwickeln sich parallel zueinander und beeinflussen sich wechselseitig.

 

Emotionale Beziehungen sind die Basis für die gesamte Entwicklung

Eine grundlegende Haltung, die von Akzeptanz und Wertschätzung geprägt ist, die Vielfältigkeit und Autonomie der Kinder anerkennt, innerlich beteiligt und aufrichtig interessiert ist, ist die Basis für unterstützende Interaktion zwischen Kind und Erwachsenen. Die Herausforderung für pädagogische Fachkräfte ist ein emotionales Antwortverhalten (Responsivität) zu entwickeln, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu äußern und regulieren zu lernen. [vgl. Sarnowsky-Bresnik, P., klein&gross, 02/03,21, „Du bist fröhlich“]

Im Umgang mit kindlichen Emotionen ist es, von Beginn an, unbedingt nötig, dass die gezeigten Gefühle, egal ob nonverbal oder verbal geäußert, niemals heruntergespielt oder ignoriert werden. Um den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie wirklich gesehen und ernst genommen werden, muss es in erster Linie immer darum gehen, die Ursachen der Emotion herauszufinden. Werden die Kinder nur abgelenkt, getröstet und/oder beruhigt, werden sich die Kinder eher zurückziehen oder, je nach Temperament des Kindes, noch vehementer, oder aggressiver versuchen, Gehör für ihre Emotionen zu bekommen. Kinder wollen sich mit ihren Emotionen auseinandersetzen, sich und andere besser kennenlernen und Lösungsstrategien entwickeln. Es geht jedoch auch um die Schulung der Fremdwahrnehmung. Fachkräfte können in unzähligen Alltagssituationen Kinder ermutigen, die Perspektive eines anderen zu übernehmen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Im Laufe eines Kitatages kommt es immer wieder zu kleineren Konfliktsituationen. Nehmen Sie diese Situationen als Lerngelegenheiten für die Kinder darüber nachzudenken, wie sich das andere Kind in dieser Situation fühlt, warum es so gehandelt hat und wie dieser Konflikt für beide zufriedenstellend gelöst werden kann. Es geht nicht darum, Konflikte und knifflige Situationen zu verbieten, durch feste Regeln zu klären und den Kindern die Entscheidung abzunehmen. Kinder brauchen einen sicheren Rahmen in dem sie, wenn nötig, durch die Begleitung von Erwachsenen, eigene Lösungsansätze und Entscheidungen treffen können. [vgl. Sarnowsky-Bresnik, P., TPS Praxismappe 03,21, „Wohin mit den Gefühlen“]

  

Reflexionsfragen für Ihre Praxis:

  • Kennen Sie die individuellen emotionalen Signale der Kinder Ihrer Gruppe?
  • Gehen Sie in den Austausch mit den Eltern, um mehr über den emotionalen Ausdruck der Kinder zu erfahren?
  • Stimulieren Sie emotionale Äußerungen und fordern die Kinder auf, über ihre Emotionen zu sprechen?
  • Stehen Autonomie, freie Entscheidung und die emotionale Äußerung der Kinder für Sie im Vordergrund Ihres Handelns?
  • Sind Sie sich Ihrer eigenen Emotionen und Verhaltensmuster bewusst und thematisieren und reflektieren diese im Team?
  • Was lösen die emotionalen Äußerungen der Kinder in Ihnen aus und wie reagieren Sie auch auf „negativ“ (z.B. in Konfliktsituationen) empfundene Gefühle?
  • Sind Sie neugierig auf neue Herangehensweisen und Strategien und fragen Sie nach den Ursachen, Motivationen und Bedürfnissen für emotionale Äußerungen von Kindern und Erwachsenen?
  • Wie gehen Sie in den emotionalen Dialog mit dem einzelnen Kind? Achten Sie auf Ihre stimmlichen und nichtstimmlichen Ausdruckskanäle (Sprache, Stimme, Gesicht und Körper)?
  • Werden alle (auch Wut, Frust, Aggression, Trauer…) emotionalen Äußerungen der Kinder von uns ernst genommen und mit den Kindern entwicklungsgerecht besprochen?
  • Verstehen Sie sich als „Übersetzer“ der emotionalen Äußerungen von Kindern, verbalisieren diese und bieten unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten?
  • Bieten Sie den Kindern vielfältige Materialien (Bücher, Spiele, Geschichten, Visualisierung von Gefühlen…) rund um das Thema Gefühle an?


Hilfreiche Materialien finden Sie in unserer Shop-Kategorie Emotionen

 

Quellen

Friedlmeier, W.,1993, Entwicklung von Empathie, Selbstkonzept und prosozialem Handeln in der Kindheit. Konstanz: Hartung-Gorre

kindergarten heute 2004, Herder Verlag

Sarnowsky-Bresnik, P., klein&gross 02/03,21, „Du bist fröhlich“

Sarnowsky-Bresnik, P., TPS Praxismappe 03,21, „Wohin mit den Gefühlen“

 

 

"Im Umgang mit kindlichen Emotionen ist es, von Beginn an, unbedingt nötig, dass die gezeigten Gefühle (...) niemals heruntergespielt oder ignoriert werden."

Ãœber die Autorin:

Peggy Bresnik, freiberufliche Referentin mit den Schwerpunkten Bildung und Erziehung der frühen Kindheit und Kitamanagement sowie Coach für Einzelpersonen und Teams

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