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Projekte in Kitas - Denkende Erfahrungen
Was ist Projektarbeit für mich? Begleiten von Lernprozessen, die die Kinder bestimmen, gemeinsames, lustvolles und ganzheitliches Lernen und Entdecken, sich gemeinsam auf den Weg machen und etwas miteinander schaffen, selbertun, der spannende Anfang von einem eventuellen Ende, eine Schatzkiste, eine spannende Reise, ein Tor zur großen weiten Welt…
Setzt man sich mit dem Projektbegriff auseinander, gibt es vielseitige Aussagen. Viele verschiedene Bildungsaktivitäten, Angebote bis hin zu Programmen werden als Projekt bezeichnet. Die Projektarbeit unterscheidet sich jedoch stark von pädagogischen Angeboten und erst recht von Programmen. Um eine Grundlage für gelungene Projektarbeit zu schaffen, ist es zunächst wichtig, ein gemeinsames Verständnis „Was ist Projektarbeit für uns und worauf begründet sich unser Handeln?“ zu entwickeln. Entscheidend ist unser Bild vom Kind, unser Bildungsverständnis, unsere pädagogische Konzeption und unser Verständnis von Partizipation.
Was versteht man unter Projektarbeit in der Kita?
Die heutige Praxis des Lernens in Projekten ist besonders durch die amerikanischen Reformpädagogen John Dewey und William H. Kilpatrick geprägt worden und hat sich sehr weiterentwickelt. Dewey prägte dabei den Begriff der "denkenden Erfahrung". Erfahrungen werden als Prozess und zugleich Ergebnis der aktiven Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt verstanden. Der Erfahrungsaufbau von Kindern ist in hohem Maß geprägt durch die Selektivität ihrer Interessen und ihrer emotionalen Beteiligung. Aus diesen Überlegungen lassen sich folgende Elemente für die Gestaltung von Projekten ableiten:
- Kinder gewinnen Wissen über die soziale und gegenständliche Welt durch situationsbezogenes Handeln und die Reflektion der Wirkungen ihres Handelns.
- Der enge Zusammenhang von Aktion und Reflektionen wird nur bei emotionaler Beteiligung (Neugier, Interesse, Wünsche, Zielorientierung, auch Hartnäckigkeit) wirksam. [vgl. Knauf, T. 2003]
Projekte in der Kita gestalten
„Kinder haben 100 Sprachen.“ (L. Malaguzzi). Kinder drücken sich auf sehr vielfältige Art und Weise aus. Für den Erwachsenen ist es nicht immer leicht zu verstehen, was Kinder mit ihren Ausdrucksformen mitteilen oder auch für sich erfahren möchten. Die genaue Beobachtung und der Dialog mit dem Kind, sind daher unerlässlich, um hinter die Themen und Motivation von Kindern zu blicken und daraus Projekte mitzugestalten. Ebenso wichtig ist es, vielfältige bereichsübergreifende Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, aus denen Kinder auswählen, selbstständig forschen und ihre Erfahrungen in größeren lebenspraktischen Zusammenhängen einbetten können.
Ein Projekt in der Kita ist offen geplant und wird gemeinsam von Kindern und Erwachsenen gestaltet. Die Dauer von Projekten wird in den verschiedenen pädagogischen Konzepten unterschiedlich definiert und reicht von wenigen Stunden bis zu dem Zeitpunkt, wo die Kinder nicht mehr weiterforschen möchten. Unterbrechungen sind möglich. Durch „Erinnerungsspuren“ wie z.B. „Sprechende Wände“ oder ähnliche Projektdokumentationen können Kinder, auch „Quereinsteiger“ jederzeit wieder einsteigen. So verrückt es sich anhört, am besten ist es, wenn die Erzieher:innen „keine Ahnung“ von diesem Thema haben. Denn erst so können sie sich neugierig und forschend mit auf diese Entdeckungsreise der Kinder begeben. Die Rolle der Pädagog:innen ist eine forschende, assistierende und dokumentierende, um die Erfahrungsschritte für die Kinder sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Gemeinsam wird das Thema vielseitig und arbeitsteilig untersucht und erforscht; die dabei auftretenden Frage- und Problemstellungen werden identifiziert und gemeinsam kreative Lösungswege gesucht und entwickelt, was sich über einen längeren Zeitraum erstreckt.
Zentrales Kennzeichen von Projekten ist daher ihr Ablauf in mehreren Phasen:
- Projektfindung und -klärung (Initiierungs- und Einstiegsphase)
- Projektplanung und -durchführung mit Reflexion der Lernprozesse (Vorbereitungs- und Durchführungsphase)
- Projektabschluss und -reflexion (Präsentations- und Evaluationsphase)
- Evtl. Weiterführung [vgl. Reichert-Garschhammer, E., 2012]
Quellenangabe:
Knauf, T. 2003, Projekte in der Reggio-Pädagogik
Knauf, T. 2003, Projekte in der Reggio-Pädagogik
https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/paedagogische-ansaetze/moderne-paedagogische-ansaetze/1067
Reichert-Garschhammer, E., Gelingende BayBEP-Umsetzung in Kitas: Schlüssel Projektarbeit Ein Positionspapier der AG Projektarbeit im Ko-Kita-Netzwerk Bayern, begleitet durch das IFP Konzeption und Redaktion
Kinder gewinnen Wissen über die soziale und gegenständliche Welt durch situationsbezogenes handeln und die Reflektion der Wirkungen ihres Handelns.
Über die Autorin:
Peggy Sarnowsky-Bresnik, freiberufliche Referentin mit den Schwerpunkten Bildung und Erziehung der frühen Kindheit und Kitamanagement sowie Coach für Einzelpersonen und Teams.
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